Bild Ischia

Die Thermalwässer der Insel Ischia haben in der Vergangenheit die Heilwirkung auf den menschlichen Organismus mehrfach belegt. Dabei ist das Thermalwasser kein Medikament, das man einnimmt. Es ist das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten im Thermalwasser, die wie positive Reize auf den Körper einwirken und so im Organismus die Selbstheilungskräfte anregen. Dementsprechend ist es besonders wichtig, die Thermalkur individuell auf jeden Kurgast abzustimmen.

Die wichtigsten Anwendungsformen des Thermalwassers auf Ischia sind Thermalbäder, Fango sowie Inhalations- und Aerosoltherapie. Ein Thermalbad im 34-35°C warmen Thermalwasser kann gleich mehrere positive Effekte auf den Organismus haben. Aufgrund der Wärme kann es zum Beispiel zur Blutgefäßerweiterung und damit zur Zunahme der Hautdurchblutung kommen, die Muskeln entspannen sich, das Bindegewebe entkrampft und die Schmerzschwelle erhöht sich.

Der hydrostatische Druck, der mit der Eintauchtiefe zunimmt, trainiert den Kreislauf. Ein Thermalbad in Solen entlastet die Gelenke, da hier die Auftriebskräfte am größten sind, man sich also leichter fühlt. Solen sind daher unter anderem günstig zur Rehabilitation bei Arthrosen. Bei gezielter Bewegung im Wasser kann die Muskulatur nach Frakturen, Lähmungen oder Gelenkprothesen gestärkt werden. Schließlich fördern Massagedüsen die Hautdurchblutung, wirken muskelentspannend und regen den Kreislauf an.

Eine andere beliebte Anwendungsform ist Fango. Für die Herstellung dieses Heilschlamms benötigt man neben Thermalwasser ein Trägermaterial. Auf Ischia wird dafür Ton oder Tuffit genutzt, welcher für sechs Monate in einem Becken mit Thermalwasser lagert. In dieser Zeit werden die im Thermalwasser enthaltenden Mineralien, Gase und Mikroorganismen in das Trägermaterial eingelagert. Der so entstandene Fango besitzt nun die heilenden Eigenschaften des Thermalwassers. Da jeder Badebetrieb seinen eigenen Fango aus dem ihm zur Verfügung stehenden Thermalwasser herstellt, ist die Zusammensetzung des Fangos überall unterschiedlich. Auf der Haut aufgetragen, entfaltet der 40-45°C warme Fango dann seine Wirkung. Genutzt werden Fangopackungen besonders bei chronischen Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen, sowie bei chronischen gynäkologischen Entzündungen.

Thermalinhalation und Aerosol sind Behandlungsformen, die bei der Therapie von Atemwegserkrankungen angewendet werden. Unter Inhalation versteht man das Einatmen des Thermaldampfs über den Mund. Aerosol hingegen ist fein zerstäubtes Thermalwasser, welches durch die Nase eingeatmet wird. Die Hauptwirkungsweise beruht darauf, die Schleimhäute der unteren und oberen Atemwege zu heilen und das lokale Immunsystem zu stärken. Obwohl die Inhaltsstoffe der einzelnen Thermalwässer auf Ischia unterschiedlich sind, sind sie alle für die Inhalationstherapie geeignet und können unter anderem auch als Vorbeugung vor Erkältungskrankheiten eingesetzt werden.

Zusätzlich zu den oben genannten Anwendungsformen werden in jedem Badebetrieb auch Thermalwasserduschen angeboten. Bei der Nitrodi-Quelle hat man sich darauf sogar spezialisiert, da sich das etwa 27°C warme Thermalwasser aufgrund seiner Entstehung deutlich von den anderen unterscheidet. Dieses Wasser wird vor allem bei der Behandlung von Hautkrankheiten eingesetzt.

Darüber hinaus gibt es oft die Möglichkeit in einer traditionellen Dampfgrotte oder im griechisch-römischen Dampfbad das Thermalwasser zu genießen, sowie aus Thermalwasser produzierte Kosmetikartikel, wie Seifen, Cremes oder Fangomasken käuflich zu erwerben.

Schon die Griechen und Römer haben die Heilwirkung der Thermalwässer auf der Insel Ischia erkannt und geschätzt. Warum aber das Thermalwasser wirkt, wurde erst durch die Untersuchungen des Thermalwassers, sowie dem besseren medizinischen Wissen über die Prozesse im menschlichen Körper ab dem 19. Jahrhundert verständlich.

Die Hauptbestandteile des Thermalwassers (Natrium, Kalium, Magnesium, Chlorid, Hydrogenkarbonat und Sulfat) sind gleichzeitig die wesentlichen Bestandteile der Körperflüssigkeit und der Zellen im menschlichen Organismus. Diese Inhaltsstoffe wirken vor allem auf unsere Haut. Das flächenmäßig größte Organ des Körpers regelt unter anderem die Temperatur im gesamten Organismus. So können die verschiedenen Warmanwendungen, wie Bäder oder Fango, gleich mehrere positive Effekte erzielen. Einerseits kommt es zur verstärkten Durchblutung der Hautschichten und damit zur größeren Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr, sowie zur verstärkten Produktion wichtiger Bausteine zur Zell- und Gewebsregeneration. Andererseits werden die Poren erweitert, wodurch ein Ausscheiden von Giftstoffen in tiefer liegenden Hautschichten möglich ist. Gleichzeitig können durch die Öffnung der Poren, die im Thermalwasser enthaltenen Ionen tiefer in die Haut eindringen und ihre Wirkung entfalten. Die meisten Quellen auf Ischia fördern Natrium-Chlorid-Wasser. Zusammen mit den Solen wirken sie bei der Inhalation-Therapie sekretionsfördend und stimulieren die Schleimhautimmunität.

Thermalbäder in diesem Wasser werden zur Behandlung von chronischen rheumatischen Erkrankungen und als Bewegungstherapie bei Wirbelsäulen- und Gelenkproblemen eingesetzt.  Insgesamt verdanken wir dem Reichtum an Thermalwässern auf Ischia die Möglichkeit zur Behandlung zahlreicher Funktionsstörungen oder Erkrankungen. Wie die Anwendungen bei jedem einzelnen wirken, hängt letzten Endes von verschiedenen Faktoren, wie Art, Dauer und Intensität des Thermalreizes ab. Daneben spielt die Fähigkeit auf diesen Reiz zu reagieren eine große Rolle.

Neben dem Thermalwasser der Insel Ischia, können auch die aus dem Untergrund aufsteigenden, heißen Gase als Heilmittel genutzt werden. So findet in Lacco Ameno die „Stufe von San Lorenzo“ Anwendung. Dabei handelt es sich um eine Röhre, in die man sich hineinlegt, so dass nur der Kopf aus der Röhre ragt. Anschließend werden die Gase in die Röhre geleitet, um auf den Körper wirken zu können. Am Marontistrand hingegen kann man dank der Gase im warmen Sand ein Sandbad nehmen.

Kaum Thermalwässer der Insel Ischia enthalten erhöhte Werte des Edelgases Radon, dessen radioaktive Strahlung zur Behandlung von Rheuma, Neurodermitis, Sklerodermie und anderen eingesetzt wird. Das Radon kommt dabei in gelöster Form vor und die leichte alpha-Strahlung hat nur eine sehr geringe Eindringtiefe in Haut und Schleimhäute. Die Verweildauer im menschlichen Körper beträgt etwa 30 Minuten, so dass es sich nur um eine kurzzeitige Anwendung in der thermalen Schmerztherapie handelt.


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